Caen 2018
Bericht über das Seminar Caen-Würzburg 2018
Unter dem Leitthema „Deutsch-französische Partnerschaft in einem sich wandelnden Europa“ fand vom 18.-24. Februar einmal mehr ein deutsch-französisches Seminar mit Teilnehmern der juristischen Fakultäten der Universität Würzburg und der Universität Caen-Normandie statt. Im Rahmen der nun bereits 50 Jahre währenden Kooperation besuchen die jeweiligen Teilnehmer dazu alle zwei Jahre abwechselnd den anderen Ort. Die Seminare sollen bei den Teilnehmern ein Grundverständnis für Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen den beiden Rechtssystemen schaffen und die deutsch-französischen Beziehungen stärken. Die Leitung übernahmen in diesem Jahr die Professoren Christoph Weber und Catherine-Amélie Chassin.
Der fachliche Fokus lag vor allem auf dem Arbeitsrecht und dem öffentlichen Recht. Das Konzept bestand darin, immer einen Vortrag von deutscher und einen von französischer Seite zu demselben Thema zu hören. Anschließend erfolgten zumeist rege Diskussionen. So konnte ein Verständnis für die oft komplett unterschiedlichen Herangehensweisen der beiden Rechtsordnungen geschaffen werden. Aus dem Arbeitsrecht gab es Vorträge zur Arbeitnehmerbeteiligung sowie zum Kündigungsrecht. Im öffentlich-rechtlichen Block unter der thematischen Betreuung von Prof. Dr. Stefanie Schmahl wurde die Rolle des deutschen Bundesverfassungsgerichts sowie die des französischen Verfassungsrates dargestellt. Zudem standen die jeweilige Kompetenzverteilung zwischen Legislative und Exekutive und in einem weiteren Referat die Unterschiede zwischen dem französischen zentralistischen und dem deutschen föderalen System zur Debatte. Zum ersten Mal stand auch eine Gruppenarbeit auf dem Programm. Hierzu wurden gemischt deutsch-französische Teams gebildet, welche jeweils anhand praktischer Einzelfragen unterschiedliche Teilgebiete aus der Perspektive beider Rechtsordnungen ausleuchteten.
Zur Feier des 50-jährigen Bestehens der Partnerschaft sprach unter anderem auch der Präsident der Universität Caen, der mit Herrn Prof. Dr. Dr. h.c. Christoph Weber einen Vertrag zur Bekräftigung der Kooperation unterzeichnete. Seitens der Universität Würzburg waren zudem mit Prof. Dr. Anja Amend-Traut, Prof. Dr. Stefanie Schmahl und Prof. Dr. Christoph Teichmann einige weitere Professoren der Würzburger Juristenfakultät angereist, was die Wichtigkeit dieser Partnerschaft für unsere Universität unterstreicht. Prof. Dr. Gisela Müller-Brandeck-Bocquet (Universität Würzburg) und Stephan Leclerc (Universität Caen-Normandie) hielten Vorträge über die Zukunft Europas und die Rolle von Deutschland und Frankreich hierbei.
Neben dem fachlichen gab es ein abwechslungsreiches kulturelles Programm: So bekamen wir neben einer Stadtführung durch Caen und einem Empfang im Rathaus auch das Meer zu sehen und besichtigten den Betrieb eines ländlichen Cidre- und Calvadosherstellers. Besonders beeindruckend war der Besuch des Mémorial de Caen, eines Dokumentationszentrums für die Geschichte Europas vom Ersten Weltkrieg bis zum Mauerfall. Als kulinarische Spezialitäten der Region wurden überdies Austern und der Cocktail „Embuscade“ (zu Deutsch „Hinterhalt“) verkostet. Zum ersten Mal waren die deutschen Seminarteilnehmer bei ihren Austauschpartnern untergebracht. Hierdurch und bei gemeinsamen Essen und Barbesuchen konnten zahlreiche Freundschaften geschlossen werden.
Stefan Krebs