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  • Quelle: Pressestelle Universität Würzburg
Forschungsstelle RobotRecht

TargetJura – mit einer KI in den Dialog treten

Der Einsatz Künstlicher Intelligenzen (KI) ist aus dem Alltag nicht mehr wegzudenken und hat das Potenzial, viele Aspekte der Gesellschaft grundlegend zu verändern. Gerade in der jüngeren Vergangenheit hat sich die KI rasch weiterentwickelt und konnte eindrucksvolle Erfolge verzeichnen. Zu nennen sind bspw. ihre übermenschlichen Kompetenzen in Spielen oder in vielen Quizshows. Google und andere Suchmaschinen, wie wir sie heutzutage kennen, sind ohne den Einsatz einer KI undenkbar. Darüber hinaus ermöglicht sie personalisierte Werbung, kann auf sehr hohem Niveau Sprache erkennen, ausgeben und übersetzen, erbringt eindrucksvolle Leistungen bei der Bilderkennung und vieles mehr. Es scheint, als wäre es nur eine Frage der Zeit, bis die KI den Menschen auch in der Entscheidungsfindung übertreffen wird. Was früher noch als Science-Fiction galt, ist mittlerweile zum Greifen nah. Doch wollen wir überhaupt danach greifen? Wie steht die Gesellschaft dem steigenden, nahezu eskalierenden Einsatz der KI gegenüber?

Als Teil des vom BMBF geförderten juristisch-informatischen Kooperationsprojekts TargetJura (Tutorsystem zu ARGumentationsstrukturen in Ethischen und JURistischen Anwendungen) erarbeitet die Forschungsstelle RobotRecht zusammen mit dem Lehrstuhl für Künstliche Intelligenz und Wissenssysteme von Prof. Dr. Frank Puppe eine Diskussionsplattform, die sich den oben aufgeworfenen Fragen widmet. Auf dieser finden Diskussionen zu ethischen Fragen der KI anhand konkreter Fallbeispiele mittels eines Chatbots statt. Der Chatbot wird genutzt, um solche ethischen Diskussionen zu fördern und soll dabei auf die Einhaltung von Diskussionsregeln achten sowie dafür sorgen, dass die wichtigsten Argumente in natürlicher Form thematisiert werden, ohne das vom Chatbot eine Meinung vertreten wird, die er für richtig hält. Ein rationaler Dialogstil in einer offenen statt einer zielgerichteten Diskussion wird angestrebt.

An dieser Stelle suchen wir Teilnehmer:innen, die mit unserem Bot chatten, um unsere neuesten Features zu evaluieren. Falls Ihr Interesse geweckt wurde, können Sie sich hier registrieren und wir benachrichtigen Sie, sobald eine neue Version des Bots verfügbar ist!

Szenarien

Die Themengebiete sind breit gestreut und die Nutzer:innen können auf der Diskussionsplattform selbst entscheiden, zu welchem Szenario sie über den Einsatz der KI diskutieren wollen. Gegenstand der Diskussionen sind dabei weniger die technischen Entwicklungen, sondern mögliche gesellschaftliche Auswirkungen einer spezialisierten, kompetenten KI für verschiedene Bereiche der autonomen, d.h. nicht nur unterstützenden Entscheidungsfindung. Derartige ethische Diskussionen über die Vorteile und Risiken verschiedener Szenarien sind wichtig für die Meinungsbildung in einer Demokratie.

Folgende Szenarien werden auf der Diskussionsplattform vorzufinden sein, wobei die wissensbasierte Aufbereitung und das Matching der Argumente stetig fortgeführt und weiterentwickelt wird.

​​​Darf ein medizinisches intelligentes Programm (medKI) selbständig Diagnose- und Therapie-Entscheidungen treffen, wenn es Patient:innendaten in Untersuchungszentren von medizinischem Fachpersonal bekommt – vorausgesetzt es war in Studien besser als Fachärzt:innen?

Soll im Zivilrecht ein juristisch intelligentes Programm (jurKI) Streitfälle in erster Instanz entscheiden, wenn seine Urteile besser sind, d.h. seltener in der Berufung korrigiert werden als bei menschlichen Richtern?

Das setzt in unserem Szenario voraus, dass die KI als Richterin grundsätzlich erlaubt ist, ein vom Staat bereitgestelltes, regelbasiertes Programm ist und die Aufgabe der beteiligten Richter sich auf die Feststellung der Fakten beschränkt.

Darf ein intelligentes Programm (autoKI) die Fahrzeugführung übernehmen, wenn es im öffentlichen Straßenverkehr komplett selbständig zurechtkommt und besser als eine durchschnittliche Fahrerin ist?

Inhalt folgt.

Inhalt folgt.

Ziele

Ethische Diskussion über Möglichkeiten und Grenzen der KI werden mit der rasanten Weiterentwicklung dieser Technik immer relevanter. Das übergeordnete Ziel des Projekts besteht darin, die wesentlichen Argumente des Dialogtextes zu verstehen, um sie durch Vergleich mit einer Musterargumentation (oder ggf. auch mehreren alternativ vertretbaren Lösungswegen) bewerten zu können.

Methoden und interdisziplinäre Zusammenarbeit

Das Projekt ist nur in enger Zusammenarbeit zwischen Informatiker:innen und Jurist:innen möglich. Die Informatiker:innen entwickeln die methodischen Grundlagen, während die Jurist:innen die inhaltliche Ausarbeitung der Diskussionsargumente übernehmen.

Bei ethischen Diskussionen wird ein Szenario geschildert und gefragt, welches Verhalten angemessen ist. Die Nutzer:innen sollen eine Aussage machen und diese begründen. Es sollen verschiedene Optionen diskutiert und abgewogen werden. Wenn Optionen fehlen oder bei der Abwägung Argumente fehlen, ergänzt der Chatbot diese.

Das folgende Beispiel zeigt eine vereinfachte logische Struktur mit einer Mindmap der wichtigsten Argumente:

Ethische Frage: Darf ein medizinisches intelligentes Programm (medKI) selbständig Diagnose- und Therapie-Entscheidungen treffen, wenn es Patient:innendaten in Untersuchungszentren von medizinischem Fachpersonal bekommt – vorausgesetzt es war in Studien besser als Fachärzt:innen?

Abb. Mindmap mit Vor- und Nachteilen medizinischen Entscheidungs-KI (medKI): Rechts Pro-, links Kontra-Argumente; ein „K“ steht für ein Gegenargument zu einem Kontra-Argument

Abb. Mindmap mit Vor- und Nachteilen medizinischen Entscheidungs-KI (medKI): Rechts Pro-, links Kontra-Argumente; ein „K“ steht für ein Gegenargument zu einem Kontra-Argument