Intern
Prof. Dr. Dr. h.c. Christoph Weber

Straßburg/Würzburg 2016

Bericht zum Würzburg-Caen-Seminar im Februar 2016

Das XXIII. Würzburg-Caen-Seminar fand vom 21. bis 28. Februar 2016 unter der Gesamtleitung von Frau Prof. Schmahl (Universität Würzburg) in Straßburg und Würzburg statt. Das Seminar stand unter dem Leitthema "Der Einfluss der Europäischen Menschenrechtskonvention auf das nationale Recht" ("L'influence de la Convention EDH sur les droits internes").

Im Vorfeld des Seminars verfassten die studentischen Teilnehmerinnen und Teilnehmer in der jeweiligen Muttersprache eine schriftliche Arbeit zu verschiedenen Unterthemen, die den Einfluss der Europäischen Menschenrechtskonvention auf das jeweilige Rechtsgebiet beleuchten sollten. Jedes Einzelthema wurde von studentischer Seite parallel aus deutscher und französischer Perspektive bearbeitet und von Professoren aus Würzburg und Caen betreut.

Bei der Durchführung des Seminars, das von Frau Prof. Schmahl und Herrn Prof. Weber (Würzburg) und den Professorinnen Chassin und Cerf (Caen) geleitet wurde, hielten die Studierenden jeweils einen Kurzvortrag von ca. 20 Minuten zu ihrer Seminararbeit, das von einem Handout in französischer und deutscher Sprache sowie von Powerpoint-Präsentationen begleitet wurde. Die Ergebnisse wurden dem Plenum in der Muttersprache des jeweiligen Referenten vorgetragen und anschließend in den wesentlichen Aussagen von Frau Prof. Schmahl und Herrn Prof. Weber in die jeweils andere Sprache übersetzt. Auf diese Weise erhielten die französischen und deutschen Studierenden einen breiten und rechtsvergleichenden Einblick in die Wirkungsweise der Europäischen Menschenrechtskonvention auf die jeweiligen nationalen Rechtsordnungen. Ausgehend von einer verfassungsrechtlichen Perspektive analysierten die Studierenden die Einflüsse auf das Arbeitsrecht, das Mietrecht, das Familienrecht, das Verwaltungsrecht sowie das Strafrecht. Da alle Seminarteilnehmer zumindest über Grundkenntnisse der jeweils anderen Sprache verfügten, waren die Diskussionen fruchtbar und lebhaft. Soweit es in Einzelfällen zu sprachlich bedingten Verständnisproblemen kam, haben die Professoren Schmahl und Weber als Dolmetscher fungiert. Abgerundet wurde der fachliche Teil des Seminars von einem interessanten und anregenden Rahmenprogramm.

Insgesamt war das Seminarprogramm örtlich zweigeteilt. Die ersten drei Tage verbrachte die Gruppe gemeinsam in Straßburg. Alle studentischen Teilnehmer und die vier Betreuer aus Würzburg und Caen waren in einer Herberge untergebracht, die über einen technisch gut ausgestatteten Konferenzraum verfügte. Neben den ersten fachlichen Vorträgen stand mit dem Besuch beim Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte ein besonderer Höhepunkt auf dem Programm. Im Anschluss an eine Führung durch das Gebäude erläuterte ein französischer Jurist, der in der Kanzlei des Europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte arbeitet, das Straßburger Konventionssystem aus der Sicht eines Praktikers.

Der zweite Programmteil fand in Würzburg statt, wo die französischen Studierenden von den deutschen studentischen Seminarteilnehmern beherbergt wurden. Für das inhaltliche Programm stand ein Unterrichtsraum an der Universität Würzburg zur Verfügung. Nach einem Standrundgang und einem anschließenden Empfang im Rathaus der Stadt Würzburg stand an den folgenden beiden Tagen wieder die inhaltliche Auseinandersetzung mit der Europäischen Menschenrechtskonvention und ihrem Einfluss auf das nationale Recht im Mittelpunkt. Darüber hinaus berichtete Herr Hähnel, Richter am Landgericht Nürnberg, auf der Grundlage seiner beruflichen Erfahrungen über den Arbeitsalltag in der Kanzlei des Europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte.

Seinen offiziellen Abschluss fand das Seminar in einem gemeinsamen Ausflug nach Ochsenfurt und einem gemeinsamen Abendessen in einem Würzburger Restaurant. Am Sonntag, dem 28. Februar 2016, traten die französischen Teilnehmerinnen und Teilnehmer schließlich ihre Rückreise nach Caen an.

Aufgrund der äußerst positiven Resonanz, die das Seminar erfahren hat, ist ein weiteres deutsch-französisches Seminar geplant, das voraussichtlich im Frühjahr 2018 in Caen stattfinden wird.

(Text und Bild: LS Schmahl)