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Juristische Fakultät

Werdegang

Prof. em. Dr. iur. utr. habil. Karl Kreuzer


Werdegang

Prof. em. Dr. iur. utr. Karl Kreuzer wurde in Sigmaringen/Hohenzollern (Baden-Württemberg) geboren und wuchs in Freiburg i.Br. auf. Nach dem Abitur am dortigen altsprachlichen Bertholdgymnasium (Lok. 1; Scheffelpreis) und einem Kurzstudienaufenthalt an der Universität von Poitiers (Certificat d'Etudes Françaises) studierte er Rechtswissenschaften in Freiburg, Göttingen und Paris (Brevet de terminologie juridique française). Während seines Studiums hat er u.a. an Seminaren von G. Leibholz, R. Smend, F. Wieacker, E. von Caemmerer und H.-H. Jescheck teilgenommen. Die erste Staatsprüfung legte er 1959 in Freiburg (Lok. 1/80), die Zweite Staatprüfung 1966 in Stuttgart (Lok. 3/212) ab. 1964 promovierte er in Freiburg bei Ernst von Caemmerer mit einer Arbeit zum Thema "Das internationale Privatrecht des Warenkaufs in der deutschen Rechtsprechung" (Dr. iur. utr., s.c.l., Preis der EWG). Ihr Gegenstand ist eine Aufarbeitung des deutschen interlokalen (19. Jahrhundert) und internationalen (20. Jahrhundert) Vertragsrechts. Nach einer Tätigkeit als (de facto-) Leiter der Freiburger Juristischen Fakultätsbibliothek (3000 Benutzer, 20 Angestellte, 5000 - 7000 Bände Zugang/Jahr) wurde er im Februar 1972 an der dortigen Juristischen Fakultät mit einer Arbeit über "Culpa in contrahendo und Verkehrspflichten" habilitiert (Referenten: Ernst von Caemmerer, Hans Stoll). Die Habilitationsschrift befasst sich rechtsvergleichend mit der damals in Deutschland noch nicht gesetzlich geregelten culpa in contrahendo. Sie versucht die Generalklausel, zu der sich die culpa in contrahendo im deutschen Recht im Laufe der Jahrzehnte entwickelt hat, durch Fallgruppen zu strukturieren und die culpa in contrahendo auf die ihr im System des deutschen Haftungsrechts funktional zukommende Aufgabe einzugrenzen.

Am 3. 5. 1972 erhielt er vom Senat der Universität Freiburg die Lehrbefugnis für die Fächer Bürgerliches Recht, Handelsrecht, Rechtsvergleichung, Internationales Privatrecht, Juristische Bibliographie, Juristisches Bibliothekswesen. Anschließend war er bis April 1974 als (einziger) wiss. Mitarbeiter des Präsidenten des Bundesverfassungsgerichts Ernst Benda tätig. Nach dem Weggang aus Karlsruhe nahm er im SS 1974 eine Lehrstuhlvertretung in Heidelberg (Rektor Niederländer) wahr. Im Dezember 1974 wurde er zum Wiss. Rat und Professor an der Juristischen Fakultät in Münster ernannt. Bereits zum SS 1975 übernahm er den Lehrstuhl für Bürgerliches Recht, Handels-, Wirtschafts- und Agrarrecht am Institut für Rechtswissenschaft der Univ. Stuttgart-Hohenheim. 1979 vor die Wahl zwischen den Universitäten Marburg (Lehrstuhl für Bürgerliches Recht und Rechtsvergleichung) und Konstanz gestellt, wechselte er an die Universität Konstanz auf den Lehrstuhl für Bürgerliches Recht, Handels- und Wirtschaftsrecht, Internationales Privatrecht, Rechtsvergleichung. Einen Ruf auf den Lehrstuhl für Bürgerliches Recht und Nebengebiete an der Freien Universität Berlin lehnte er 1988 ab. In Konstanz war er von 1986 bis 1989/90 auch Mitglied des Sonderforschungsbereichs „Internationalisierung der Wirtschaft“ (SFB 178) mit dem Forschungsprojekt "Rechtsschutz von Auslandsinvestitionen" (Schwerpunkt im Energie-Rohstoffsektor: Petroleum, Gas und Uran). 1989 folgte er einem Ruf an die Juristische Fakultät der Bayerischen Julius-Maximilians-Universität in Würzburg auf den Lehrstuhl für Rechtsvergleichung, Bürgerliches Recht, Internationales Privatrecht und Handelsrecht (Vorstand des Instituts für Rechtsvergleichung sowie ausländisches Zivil- und Handelsrecht). Einen Ruf auf den Lehrstuhl für Bürgerliches Recht, Internationales Privatrecht und Rechtsvergleichung an die Berliner Humboldt-Universität lehnte er 1992 ab. Weitere Platzierungen auf Lehrstuhl-Berufungslisten: München (LMU), Münster, Trier. Seit dem Oktober 2001 ist Professor Kreuzer emeritiert.

 

Lehrveranstaltungen:

In Freiburg (Lehraufträge 1972 - 1981), Heidelberg (Lehrstuhlvertretung), Münster, Stuttgart-Hohenheim, Konstanz und Würzburg hat er Lehrveranstaltungen auf den meisten Gebieten des materiellen Privatrechts einschl. Handels-, Wirtschafts- und Agrarrecht sowie (schwerpunktmäßig) im Internationalen Privatrecht (i.w.S.) und in der Privatrechtsvergleichung abgehalten. Darüber hinaus war er Dozent an den Verwaltungs- und Wirtschaftsakademien Freiburg/Konstanz (1986, 1989) und Würzburg (1990-1992). In Konstanz hat er an dem Aufbaustudiengang "Internationale Wirtschaftsbeziehungen" mitgewirkt und regelmäßig ein rechtsvergleichendes deutsch-schweizerisches Seminar zum Internationalen Privatrecht mit Alfred von Overbeck (Direktor des Schweizerischen Instituts für Rechtsvergleichung, Lausanne) und PD Paul Volken (Chef der Sektion IPR im Schweizerischen Bundesamt für Justiz, Bern) durchgeführt. In Würzburg hat er den Aufbaustudiengang Europäisches Wirtschaftsrecht bzw. Europäisches Recht und die Würzburger Europarechtstage initiiert.

 

Gastprofessuren:

- Professeur chargé d’enseignement (1986-1991) an der Universität Straßburg im Rahmen des "Magistère Juristes d'affaires franco-allemands" (deutsches Handels- und Gesellschaftsrecht in französischer Sprache)

- Professeur invité (Gastprofessor, Vorlesungen in französischer Sprache) in Paris (Paris I: 1992; Paris Il: 1997/1998, 1998/1999, 1999/2000; Paris XII: 1988, 1997)

- an der Chuo-Universität Tokio (1993)

- an der Haager Akademie für Internationales Recht (1996) Vorlesungen und Seminare über "La propriété mobilière en droit international privé"

 

Tätigkeit/Funktionen in Internationalen Organisationen: 

UNIDROIT (Institut International pour l’Unification du Droit Privé, Rom):
Deutsches Mitglied in der "Study group for the preparation of uniform rules on international interests in mobile equipment" (1993-1998);  danach (bis 2012) Mitglied/Leiter der deutschen Delegation bei zahlreichen Regierungsexperten- und drei Diplomatischen Konferenzen (Kapstadt 2001, Luxemburg 2007, Berlin 2012);  häufig Vorsitzender/Mitglied des Redaktionsausschusses;  Chairman (Vorsitzender) der Regierungsexpertenkonferenz Bern 2001

Haager Konferenz für Internationales Privatrecht:
Mitglied der deutschen Delegation bei der Diplomatischen Konferenz in Den Haag betr. das Übereinkommen v. 2006 über die auf bestimmte Rechte an intermediär-verwahrten Wertpapieren anzuwendende Rechtsordnung (1.12.-13.12.2002);  Mitautor (mit Goode/ Kanda) des offiziellen Explanatory Report on the 2006 Hague Securities Convention, 2. Aufl. 2017

 

Mitglied/Funktionen in Wissenschaftsgremien:

- Kooptiertes Mitglied des Deutschen Rates für Internationales Privatrecht (Beratungsgremium der Bundesregierung) seit 1982

- kooptiertes Mitglied seit 1991 (1997-2000 Präsident) des Groupe Européen de Droit International Privé (GEDIP = mit den EG-Institutionen zusammenarbeitende private Vereinigung von IPR-Professoren aus (möglichst) allen EU-Staaten sowie aus der Schweiz und Norwegen

- (einziges ausländisches) Mitglied des wissenschaftlichen Beirats "Droit et Justice" beim französischen Justizministerium (1994-1997)

- Europäisches Komitee für Agrarrecht (CEDR = Dachverband der europäischen Agrarrechtsgesellschaften): stellvertretender Generaldelegierter und Vertreter beim Europarat (1979-1983); dann Generaldelegierter (Vorsitzender des Wissenschaftlichen Beirates 1983-1987) und Vorstandsmitglied kraft Amtes

- Gesellschaft für Rechtsvergleichung: Sekretär (1982-1983), sodann Leiter der Fachgruppe für Vergleichendes Handels- und Wirtschaftsrecht (1983-1996)

- Vorstandsmitglied 1983 – 1999;  Jury-Mitglied in ausländischen Habilitationsverfahren: Universidad Complutense Madrid; Universität Straßburg; Mitglied in zahlreichen wissenschaftlichen Gesellschaften

 

Selbstverwaltung und Wissenschaftsorganisation

- Mehrfach Prodekan/Dekan; vielfach Wahlmitglied/Vorsitzender von Universitätsgremien: Senat, Senatsausschüsse, Großer Senat einschl. Grundordnungsversammlung (Stuttgart-Hohenheim), Fakultätsrat, Berufungskommissionen; Prüfungsausschüsse; Institutsdirektor;

- Sprecher der neugegründeten Gruppe Konstanz des Hochschulverbandes; Kontaktbeauftragter für die Beziehungen der Universitäten Konstanz/Insbruck bzw. Würzburg/Padua

 

Prüfertätigkeit

- Erste Juristischen Staatsprüfung in Baden-Württemberg (Freiburg, 1974 - 1986) und Bayern (Würzburg, 1989 – 2001)

- Einstufige Juristenausbildung (Zwischen- und Abschlussprüfung) Baden-Württemberg (1980 – 1990)

- Mitglied des Ständigen Ausschusses für die Erste Juristische Staatsprüfung des Landes Baden-Württemberg (1984 – 1989)

 

Beraterfunktionen (consultant)

- (einziges ausländisches) Mitglied des wiss. Beirats „Droit et Justice“ beim franz. Justizministerium, Paris (1994 - 1998);

- International Finance Corporation (World Bank), Washington

- Food and Agriculture Organization of the United Nations, Rom

- Advisory Board of the European Business Law Library

- International Advisory Panel, The Cambrian Law Review

- UN Drug Control Program (deutscher Berater für ein multinationale Studie zur Beweislastumkehr, 1997-1998)

- Schiedsrichter auf der Liste des Deutschen Ausschusses für Schiedsgerichtswesen (IPR, Handelsrecht)

 

Bibliothekswesen:

- deutscher consultant für den Führer durch die juristischen Fachbibliotheken der Europaratsländer (1968-1971)

- International Association of Law Libraries, Vorstandsmitglied (1971 – 1974)

- Bibliotheksexperte bei der Gründung des Schweiz. Instituts für Rechtsvergleichung (1980)

- Mitglied der Bibliotheks-Sachverständigenkommission der Humboldt-Univ. Berlin (1992/1993)

- Indexer (Germany) für den Index to Foreign Legal Periodicals (1966 – 1980)

 

Ehrungen:

- Großes Bundesverdienstkreuz (2000)

- Staatsmedaille in Silber des Landes Baden-Württemberg (1989)

- Cruz de primera clase de San Raimundo de Peñafort (span. Justizminister, 1985)

- Ehrenmitglied des Europäischen Komitees für Agrarrecht

- Ehrenmitglied des Instituto Argentino de Derecho Agrario, Rosario

- Ehrenmitglied der Asociación Rio Platense de Derecho Agrario