Intern
Juristische Fakultät

Rückblick auf die Schnuppertage 2018

Freitag der 13. Schenkt man dem bekannten Aberglauben Beachtung, handelt es sich dabei um keinen guten Tag, um wegweisende Entscheidungen zu treffen. Rund 180 junge Erwachsene aus verschiedenen Teilen Deutschlands sind anderer Meinung. Denn auch das sonnige Wetter konnte sie nicht davon abhalten, an diesem Julinachmittag im Hörsaal I der Alten Universität Platz zu nehmen, um sich aus erster Hand über das Jurastudium in Würzburg zu informieren. Die Gelegenheit hierzu boten die "Schnuppertage" als Tag(e) der offenen Tür, zu denen die Juristische Fakultät am Freitag und Samstag, 13. und 14. Juli 2018, eingeladen hatte.

Im Vorfeld waren Flyer an Schulen versandt, die Landesschülervertreter informiert, Studien-Info-Portale und die Internetpräsenz der Universität Würzburg genutzt worden, um möglichst viele Interessierte auf das Angebot aufmerksam zu machen. So konnte der Dekan der Juristischen Fakultät, Prof. Dr. Eckhard Pache, an diesem Freitagnachmittag vor einen sehr gut gefüllten Hörsaal treten, um die zahlreichen Zuhörerinnen und Zuhörer zu begrüßen.

Nach den einleitenden Worten des Dekans zu den Schnuppertagen und der Juristischen Fakultät in Würzburg übernahm der Studiendekan, Prof. Dr. Ralf Brinktrine, das Mikrofon. Unter dem Titel "Alles was Recht ist" gab er zunächst einen Überblick über die verschiedenen Tätigkeiten und Funktionen, die von Juristen ausgeübt werden. Anhand eines Urteils des Bundesgerichtshofes erläuterte er anschließend das zentrale Element des juristischen Studiums: die Subsumption. Dabei handelt es sich um den Abgleich des zu prüfenden Sachverhalts mit den Voraussetzungen eines Gesetzes. Zum Abschluss der Einführung beleuchtete der Studiendekan  den Ablauf und die Anforderungen des Jurastudiums, sowie die besonderen Angebote der Juristischen Fakultät in Würzburg.

Weiter ging es mit dem zentralen Element der Schnuppertage: den Probevorlesungen. Im Rahmen dieser Programmpunkte erhielten die Zuhörer eine Einführung in die drei Kernrechtsgebiete. Ihnen wurde Gelegenheit zur Stellungnahme gegeben, um bei der Erarbeitung der vorgestellten Themen und der Lösung verschiedener Fälle mitzuwirken, wie dies bei juristischen Vorlesungen üblich ist.

Den Anfang machte Prof. Dr. Markus Ludwigs, der Inhaber des Lehrstuhls für Öffentliches Recht und Europarecht, mit der Probevorlesung im Öffentlichen Recht. Zunächst verschaffte er den Besucherinnen und Besuchern einen Überblick über die verschiedenen Bereiche des öffentlichen Rechts. Es lässt sich gliedern in das Staats-, Verwaltungs-, Europa- und Völkerrecht. Diese Teilrechtsgebiete wurden im Anschluss mit Hilfe aktueller Fälle illustriert. So wurde im Dialog mit den Studieninteressierten die Verfassungsmäßigkeit der „Ehe für alle“, die Reichweite der Kompetenzen der Bundeskanzlerin (Staatsorganisationsrecht) und das Abschleppen eines PKW im mobilen Halteverbot (Verwaltungsrecht) diskutiert.

Im Anschluss folgten eine kurze Kaffeepause und die nächste Probevorlesung im Strafrecht. Prof. Dr. Zieschang, Inhaber des Lehrstuhls für Strafrecht und Strafprozessrecht, grenzte zunächst anhand eines Falles das Strafrecht zum Zivilrecht und zum Öffentlichen Recht ab. Sodann erläuterte er die Voraussetzungen verschiedener Delikte, wie der gefährlichen Körperverletzung, der Nötigung, des Diebstahls und der Unterschlagung mit Hilfe von Fallbeispielen.

Den ersten beiden Probevorlesungen schlossen sich die Vorstellungen der Begleit- und Zusatzprogramme der Juristischen Fakultät in Würzburg an. Den Anfang machte Prof. Dr. Anja Amend-Traut, Inhaberin des Lehrstuhls für Deutsche und Europäische Rechtsgeschichte, Kirchenrecht und Bürgerliches Recht mit der Vorstellung des Erasmusprogramms.

Ihre Mitarbeiter Eilika Repp und Julian Wehner erläuterten den Studieninteressierten die Vorzüge eines Aufenthalts im europäischen Ausland an einer der 44 Partneruniversitäten der Juristischen Fakultät in Würzburg. Das Erasmusprogramm unterstützt die Studierenden dabei und macht es möglich, den eigenen juristischen Horizont zu erweitern, andere Kulturen kennen zu lernen und seine Sprachkenntnisse zu verbessern. Darüber hinaus wirkt sich ein Auslandsaufenthalt stets positiv auf den Lebenslauf aus.

Sodann präsentierte Enis Tiz, Mitarbeiter von Prof. Dr. Dr. Eric Hilgendorf, Inhaber des Lehrstuhls für Strafrecht, Strafprozessrecht, Rechtstheorie, Informationsrecht und Rechtsinformatik das GSiK-Programm: Globale Systeme und interkulturelle Kompetenz. Im Rahmen von Seminaren und Vorträgen werden Themen wie zum Beispiel Religion, Meinungsfreiheit und Menschenwürde diskutiert. Auch tagesaktuelle Vorkommnisse wie Kreuze in öffentlichen Einrichtungen, Ehrenmorde und Beschneidung stehen auf dem Tableau. Die Teilnahme an diesem vielseitigen Programm steht jedem Studierenden frei und kann individuell nach eigenen Interessen und zeitlichen Ressourcen belegt werden. Die TeilnehmerInnen haben die Möglichkeit, sich die Förderung der eigenen, interkulturellen Kompetenzen zertifizieren zu lassen.

Daraufhin stellte sich das KOMPASS Tutoren- und Mentorenprogramm vor, vertreten durch Katharina Kühr und Tobias Rieger. Die Mentorinnen und Mentoren sind Studierende aus fortgeschrittenen Semestern. Sie stehen den Studierenden in den Anfangssemestern zur Seite und bieten persönliche Beratung und Hilfe an. Bei regelmäßigen Gruppentreffen werden Erfahrungen aus dem Studienalltag ausgetauscht. Die Tutorinnen und Tutoren bieten ihre Hilfe beim Erlernen der juristischen Arbeitstechniken an. Sie geben den Studierenden die Möglichkeit, ihren Schreibstil im Rahmen der Klausurenwerkstatt analysieren zu lassen, um Defizite zu beheben. Darüber hinaus wird das Programm LegalGuidance angeboten, eine Rechtsberatung von Studierenden für Studierende, bei der angehende Juristen unter Aufsicht eines Volljuristen reale Fälle aus dem Zivilrecht bearbeiten.

Nach diesem letzten Vortrag am Freitag wurden die TeilnehmerInnen in Kleingruppen von den Tutoren und Mentoren durch die Räumlichkeit der der Alten und der Neuen Universität geführt. Die Führung endete im Max-Stern-Keller der Juristischen Fakultät, wo der Dekan zu Wein und Leberkäse einlud und die BesucherInnen den Abend in angenehmer Atmosphäre ausklingen lassen konnten.

Am Samstagmorgen wurden die ZuhörerInnen von Henning Schröder von der Allgemeinen Studienberatung der Universität Würzburg begrüßt. Bei seinem Vortrag lag der Fokus nicht auf dem Studium der Rechtswissenschaften, sondern auf der Universität im Allgemeinen und der Stadt Würzburg. Das Studium wird durch viele Einrichtungen unterstützt, wie zum Beispiel dem Studentenwerk, das unter anderem die Mensen betreibt. Studierende haben die Möglichkeit ihre Freizeit im Hochschulsport oder verschiedenen Musikensembles zu verbringen. Die Stadt Würzburg bietet außerdem mit ihren Bühnen, Museen, Cafés, Bars und Clubs einen idealen Ausgleich.

Nach den allgemeinen Informationen zum Studium in Würzburg wurde es wieder juristisch: Prof. Dr. Christoph Teichmann, Inhaber des Lehrstuhls für Bürgerliches Recht, Deutsches und Europäisches Handels- und Gesellschaftsrecht, brachte den Studieninteressierten die Grundzüge des Privatrechts näher. Im Rahmen der Probevorlesung im Zivilrecht wurde anhand eines Einkaufs beim Bäcker dargestellt, welche Rolle die Geschäftsfähigkeit spielt und welche Voraussetzungen und Folgen an einen Rücktritt vom Vertrag geknüpft sind. Wie auch in den vorhergehenden Probevorlesungen bekundeten die Zuhörerinnen und Zuhörer reges Interesse durch zahlreiche Wortbeiträge.

Nach einer kurzen, morgendlichen Kaffeepause stellte Marius Kern, Mitarbeiter am Lehrstuhl für Bürgerliches Recht, Europäisches Wirtschaftrecht, Internationales Privat- und Prozessrecht sowie Rechtsvergleichung von Prof. Dr. Oliver Remien, das Begleitstudium Europäisches Recht vor. In einer Reihe von Pflicht- und Wahlfächern können Studierende Kenntnisse über die Entwicklung, die Organe und Funktionen der Europäischen Union, sowie deren Rechtsakte erwerben. Das Begleitstudium kann freiwillig neben dem Hauptfachstudium absolviert werden und berechtigt zur Führung des Titels Europajurist/Europajuristin.

Das Europarecht hat einen immer größeren Einfluss auf die nationale Gesetzgebung und Rechtsprechung, weshalb in Würzburg großen Wert auf eine dementsprechende Ausbildung gelegt wird. So finden jährlich die Europarechtstage statt, zu denen in- und ausländische Wissenschaftler, Studierende und Praktiker eingeladen werden, um  aktuelle  europarechtliche Themen  zu  diskutieren.

Ebenso international geprägt ist das Fachsprachenprogramm der Juristischen Fakultät, das Dr. Laura Murguía-Goebel und Dr. Karin Linhart, LL.M. (Duke) vorstellten. Sie gaben einen Überblick über die verschiedenen Veranstaltungen, in denen TeilnehmerInnen eine Einführung in ausländische Rechtsordnungen erhalten und die erforderlichen juristischen Sprachkenntnisse erlernen können.

Last but not least erfuhren die Studieninteressierten von Prof. Dr. Michael Sonnentag, dem Inhaber der Professur für Privatrecht, welche Möglichkeiten, sich durch die Teilnahme an einem Moot Court ergeben. Dabei handelt es sich um die Simulation einer Gerichtsverhandlung bei der Studierende in Zweierteams als Anwälte auf Kläger- und Beklagtenseite gegeneinander antreten. Hauptberufliche Richter und Rechtsanwälte treten als Richter und Juroren auf und bewerten die Beiträge der Teams. Neben dem Erwerb wichtiger Schlüsselqualifikationen wie Rhetorik und Überzeugungskraft gibt ein Moot Court Gelegenheit dazu, die Perspektive eines Interessenvertreters einzunehmen und schon im Studium die Probleme der Praxis kennenzulernen.

Abschließend wandte sich noch einmal der Studiendekan, Prof. Dr. Ralf Brinktrine an die Studieninteressierten und ging auf individuelle Fragen ein. Sodann entließ er die TeilnehmerInnen in das wohlverdiente und weiterhin sonnige Wochenende.

Nach eigenen Angaben hatten sich etwa 40 Prozent der Befragten schon im Vorhinein dazu entschlossen, das Studium der Rechtswissenschaften anzutreten und sahen sich nach der Veranstaltung in ihrem Entschluss bestärkt. Einzelne hinterfragen ihre bisherige Wahl oder geben an, die Veranstaltung habe keinen Einfluss hierauf. Nahezu die Hälfte der Befragten gibt an, erst die Schnuppertage hätten sie davon überzeugt, dass Jura das Richtige für sie sei. Ungeachtet dessen wurde die Veranstaltung sowohl von den Teilnehmern als auch von den Dozenten durchweg positiv bewertet. Letztere freuten sich darüber, den sehr interessierten Zuhörerinnen und Zuhörern einen Einblick in das eigene Tätigkeitsfeld zu geben und lobten die schöne Atmosphäre.

 

Die Juristische Fakultät bedankt sich bei allen Mitwirkenden. Wir freuen uns auf die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der digitalen Schnuppertage 2021.

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